Der Jahresrückblick 2019

Willkommen zum Jahresrückblick 2019 der Ratten-Nothilfe Leipzig! Fast hätten wir ihn dieses Jahr verbummelt, aber zum Glück scheint er schon so beliebt, dass ihr uns schon auf ihn ansprecht :)

In diesem Jahr haben wir mit 84 Ratten so viele Tiere in unseren Pflegestellen aufgenommen, wie in den letzten 6 Jahren zuvor nicht (es gab in unserer 'wilden' Vergangenheit sicher größere Zahlen, aber erst seit 2013 führen wir genaue Statistiken). Die Geschlechterverteilung ist mit 40 Mädchen und 44 Jungs nahezu ausgeglichen.

 

Vermitteln konnten wir 2019 dagegen nur 64 Tiere. Damit liegen wir im Vergleich zu den anderen Jahren im Mittelfeld. Ganz schlecht zu bewerten ist, dass wir in diesem Jahr keine Tiere an sog. "Neukunden" vermitteln konnten, also Halter, die das erste Mal Tiere von uns aufnehmen. Das ist ein ziemlich großes Problem. In der Regel vermitteln wir ca. 1/4 bis 1/3 aller Tiere an für uns neue Halter - diese fehlen jetzt, so dass wir aktuell 19 Tiere ins neue Jahr mitnehmen. Rekordwert seit Beginn der Rattenwetteraufzeichnungen. Und dabei handelt es sich keineswegs nur um Problemtiere. Tatsächlich überwiegen erwachsene absolut anfängergeeignete Tiere und auch Jungtiere - für die sich aber dennoch niemand interessiert.

Wie auch 2018 waren wir in diesem Jahr selbst unsere besten Kunden. Auch das ist kritisch zu bewerten, wenn hier weniger der Bedarf als das Mitleid die Motivation ist - große Gruppen und ständige Integrationen schlauchen Pflegestellen wie Ratten. Dauerhaft lässt sich das nicht aufrecht erhalten.

Es ist eine Binse, dass wir nur so vielen Tieren helfen können, wie wir auch vermitteln. Keine Vermittlungen - keine Neuaufnahmen. Wir müssen uns im nächsten Jahr sicher bei den Aufnahmen reduzieren, aber auch verstärkt für die Notfellchen in unseren Pflegestellen werben. Aufgrund unseres beschränkten Arbeitsgebietes scheinen wir hier mit ca. 60 Tieren an die Grenzen des Machbaren gestoßen zu sein. Mehr vermitteln (= mehr Tieren helfen) könnten wir nur, wenn wir unser Mobilitätsproblem lösen und dann auch vermehrt für uns neue Halter im Leipziger Umland ansteuern würden. Tatsächlich sind unsere Vermittlungszahlen nach Leipzig recht niedrig! Die meisten Tiere haben wir an bekannte Halter vermittelt, die recht weit von Leipzig entfernt in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt wohnen. Unsere "Stammkunden" retten uns und unseren Notnäschen immer wieder den Hintern -  lieben Dank an euch!

 

 

 

 

Während die nackten Zahlen recht gut unsere Arbeitserfolge und Probleme aufzeigen, lässt sich Tierschutzarbeit natürlich nicht darauf reduzieren. Wir haben sehr viele Tiere aus Beschlagnahmungen durch Vet-Ämter bei Vermehrern und Tier-Messis aufgenommen. Fester Bestandteil sind auch immer Privatabgaben - d.h. Halter, die sich bei uns melden und um eine Aufnahme ihrer Tiere bitten, weil sich Lebensumstände geändert haben.

Das Jahr 2019 begann für unsere Verhältnisse auch noch recht beschaulich. Der erste größere Notfall kam erst im Februar. Ein Pärchen aus Leipzig meldete sich. Es hatte mehrmals Ratten bei einem nahegelegenen Gartenfachmarkt gekauft. Selbstverständlich waren die Tiere trächtig und vermilbt, so dass sich auch bald Nachwuchs einstellte. Aus wenigen wurden so schnell 20 Tiere, die zudem noch auf verschiedene Käfige aufgeteilt werden mussten. Wir machten ihnen klar nur dann zu helfen, wenn wir alle (potenziell) trächtigen Mädchen und Jungtiere mitnehmen können, sie selbst nur die Jungs behalten und beteuerten, nie wieder in einem Zoogeschäft Tiere zu kaufen. Da sie sehr an den Mädchen hingen, dauerten die Verhandlungen länger. Wir konnten es jedoch nicht riskieren, dass neue Würfe schlecht getrennt zu einem Teufelskreis führen. Schlussendlich haben wir alle Mädchen sowie Welpen mitgenommen und auch dem Gartenfachmarkt noch einen Besuch abgestattet. Wir machen ja i.d.R. keine Testbesuche bei Zoogeschäften mehr - das kostet nur Nerven und bringt außer einem Hausverbot wenig. Auch hier wurden wieder alle schlimmen Tatsachen aufs vollste bestätigt. Wir fanden Ratten mit von Milben zerfressenen Ohren und eine Verkäuferin, die nicht kackfrech, sondern tatsächlich dummnaiv sich keiner Behandlungsfehler bewusst war. Schließlich hat sie die durch Viren(!) ausgelösten Pickel an den Ohren mit Vaseline(!) behandelt. Sie könne nicht alle Krankheiten von Tieren kennen und nur so behandeln, wie andere es ihr sagen. Dass solche "Standard-Krankheitsbilder" wie Blumenkohlohren noch nicht mal alle ausgebildeten Tierärzte kennen, durften wir wenige Monate später auch noch erfahren.... Leute, es ist alles ein totaler Irrsinn da draußen.

Wir hatten nun also 17 Tiere mehr und das Arbeitsjahr konnte so richtig beginnen. Mit Milbenbehandlungen und der Gabe von Alizin für alle erwachsenen Weibchen.

Der nächste Großnotfall traf das Tierheim in Helmstedt. Das Vet-Amt hatte alle Tiere einer Züchterin beschlagnahmt und in das Tierheim eingewiesen. Dieses hatte nicht viel Erfahrungen mit der Versorgung und der Vermittlung von Ratten und bat um Hilfe. Die Rattenhilfe Teuto/Nordwest wurde kontaktiert und diese fragte bei uns, ob wir ggf. auch noch Kapazitäten für die Aufnahme einiger Tiere hätten. Wir fuhren nach Helmstedt und gemeinsam mit der Rattenhilfe Teuto/Nordwest, die auch Tiere für die Notrattenhilfe Bielefeld & Umgebung einpackte, konnten wir das Tierheim "leeren" und alle Ratten mitnehmen. Uns hat es riesigen Spaß gemacht, die Rattenhilfe persönlich kennen zu lernen und wie das mit guten Nothilfen so ist - man arbeitet extrem unkompliziert und zügig Hand in Hand :)

Wir fuhren mit 24 Tiere wieder nach Leipzig.

Abschluss bildetet ein Einsatz in Thüringen. Hier meldete sich eine Frau, deren Rattenhaltung aus den Rudern lief. Die Tiere lebten völlig verdreckt in beengten Verhältnissen. Hier beendeten wir die Rattenhaltung durch Mitnahme aller Tiere. Die Jungs konnten zum Glück sofort zu einer befreundete Halterin in Thüringen gebracht werden. 10 Mädels - darunter eine hoch trächtig - nahmen wir mit nach Leipzig. Inklusive zahlreicher Untermieter der Gattung Giardien.

 

Ein Messi-Fall in Gera hielt uns Ende des Jahres auf Trab.

 

Die "kleinen Fälle" Zwischendurch: In Halle wurde ein Rattenjunge ausgesetzt.

 

Unsere Westpakete: bei Helmstedt wurden Tiere eines Züchters vom Vet-Amt beschlagnahmt und in das Tierheim gebracht. Gemeinsam mit der Rattenhilfe Teuto/Nordwest und der Notrattenhilfe Bielefeld & Umgebung haben wir alle Tiere auf Pflegestellen verteilen können.

 

Achilles hatte eine schwere Beinverletzung, die jedoch gut abheilte. Er kam mit anderen aus Helmstedt.

 

Ein Kindergarten blieb uns auch in diesem Jahr nicht erspart. Süß sind sie ja^^

 

Und was haben wir sonst noch so veranstaltet?

Na klar! Das größte Ereignis 2019 war die Feier zu unserem 20jährigen bestehen! Neben unseren Altvorderen und allen Rattenfreund*innen haben wir auch befreundete Nothilfen eingeladen. So wurde es neben der Feier auch das größte Netzwerktreffen von Rattennothilfen aus dem ganzen Bundesgebiet :) (In unserem Blog findet ihr dazu einen ausführlicheren Bericht.)

Seit Anfang des Jahres nehmen wir an den Treffen der AG Tierschutz teil. Ein von Bündnis 90 Die Grünen organisiertes Treffen von Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, die sich für Tierschutzfragen in der Stadt Leipzig einsetzen. Hierdurch konnten wir uns gut mit anderen Tierschützern vernetzen.

Natürlich haben wir auch wieder unsere Ratten-Infostände aufgebaut in Halle, Leipzig und Bitterfeld.

Neu war die Teilnahme am Sommerfest des Futterhauses in Leipzig (selbstverständlich ohne Lebendtierverkauf). Allerdings dominierten hier Hunde- und Katzenhalter die Besucher und so werden wir dies vermutlich nicht wiederholen, auch wenn das Team vor Ort sehr nett war und wir viel Spaß hatten.

Krönender Abschluss des Jahres 2019 war dann unser erster Rattenkalender mit Bildern unserer Notfellchen! Die ersten 50 Stück gingen so schnell weg, dass wir noch einige haben nachdrucken lassen. Auch hierzu findet ihr einen Beitrag in unserem Blog.

 

Unser Info-Stand im Leipziger Futterhaus am 6. April

 

Infostand beim Tierschutz Halle e.V. am 29. Juni

 

 

Infostand beim Tierheim Bitterfeld am 31. August

 

Unser erster Rattenkalender für 2020!

 

Damit endet 2019 und wir sind gespannt, wie es im neuen Jahr weitergeht. Wir freuen uns auf die Näschen, denen wir helfen und Halter, die wir mit neuen Familienmitgliedern glücklich machen können.

Wir wünschen euch und euren Fellnäschen einen guten Rutsch und ein wunderbares 2020! Es ist das Jahr der Ratte :)


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